Förderung von Musikerinnen und Musikern

Das ArtRes-Projekt des Freiraum e.V. möchte den Musikstandort Chiemgau durch eine praxisbezogene und innovative Musikförderung stärken. Durch die Verbindung eines facettenreichen Kulturveranstalters mit der regionalen Musikförderung schaffen wir ein neues Angebot für die bessere Entwicklung nationaler und internationaler MusikerInnen. Der Begriff »ArtRes« (Kurzform für Artist Residency) steht dabei für die Absicht, unterschiedlichste MusikerInnen aus dem weiten Feld der Popularmusik eine Möglichkeit zu bieten, im Chiemgau ihre Kreativität voll zu entfalten.

Die Schaffung musikalischer Werke stellt einen komplexen Prozess dar. Daher ist es das Ziel des ArtRes-Projekts passende Rahmenbedingungen zu schaffen, um Nachwuchsmusikern die den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben die Möglichkeit zu bieten, vielfältige Erfahrungen in den unterschiedlichsten Bereichen zu sammeln. Sie sollen einen schnelleren und einfacheren Zugang zu musikalischer Infrastruktur bekommen, damit wird ihnen eine stetige Entwicklung ermöglicht.

Die Professionalisierung von KünstlerInnen bedeutet auch immer eine Erweiterung ihrer Möglichkeiten. Eine adäquate Infrastruktur für junge NachwuchsmusikerInnen umfasst nicht nur eine Unterkunft, die es ihnen erlaubt einen zwanglosen, kreativen Prozess zu starten, um dort hochwertige Musik zu schaffen. Auch passende Räumlichkeiten für Live-Proben und die Möglichkeit in einem gut ausgestatteten Studio Erfahrungen zu sammeln, um eigene Ideen zielgerichtet umzusetzen, sind essenziell.

Eine sich schnell wandelnde internationale Musiklandschaft lebt von unterschiedlichen regionalen Szenen, die immer wieder neue Impulse setzen. Da sich diese Szenen über ihre Akteure austauschen, brauchen sie Plattformen, die es ihnen ermöglichen sich auszutauschen und in einen dauernden und effizienten Dialog zu treten. Die Verbindung von Kulturveranstalter und einem Artist-in-Residency-Programm bildet eine optimale Voraussetzung für eine solche Plattform.

So können wir NachwuchsmusikernInnen die Gelegenheit bieten – gebündelt in einem ein- bis zwei-Wochen Block – alle Möglichkeiten des ArtRes-Projekts auszuschöpfen. Sie können dann von der Konzeption einzelner Lieder über die Probe eines Livesets oder dem Spielen eines Konzerts, bis hin zur Studioarbeit alle Bereiche abdecken, die für den Musikbetrieb relevant sind. Um diesen Zeitraum so effizient wie möglich zu gestalten müssen einige methodische und organisatorische Abläufe ineinander greifen. Dazu werden wir durch eine Art »Community of Practice« (Lave & Wenger 1991) eine Situation schaffen, die Nachwuchsmusiker in ihrer Arbeit und Vernetzung unterstützt und gleichzeitig junge talentierte Musiker(im weiteren »Talente« genannt) aus der Region in ihrer Entwicklung voran bringt.

Jede Kultursparte lebt von jungen Talenten, die eine Kunstform tragen und ständig weiterentwickeln. So müssen die regionalen Szenen mit nationalen und internationalen Eindrücken gefüttert werden, um einen solchen Prozess aufrecht zu erhalten. Dazu müssen sie aber adäquate Möglichkeiten vorfinden, um sich entwickeln zu können und mit anderen Talenten und Musikern auszutauschen, die sie inspirieren und ihre Entwicklung unterstützen.

Dieser Austausch an Erfahrungen und Können wird einer der zentralen Punkte des ArtRes-Projekts sein. Dabei sollen alle Beteiligte die Möglichkeit bekommen leichter Kontakte zu knüpfen. Gerade auch erfahrene Musiker profitieren von Gelegenheiten auf andere Künstler zu treffen und sich auszutauschen, denn hier können wieder neue Projekte entstehen und solche Treffen dienen somit nicht selten auch als Jobbörse.

Durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Musiker und durch die Kooperation mit den regionalen Musikschulen und Vereine können wir gleichzeitig zwei »Entwicklungsstufen« des Musikerlebens optimieren. Dadurch werden die Entwicklungsmöglichkeiten beider (der Talente ebenso wie die der Nachwuchsmusiker) erhöht und durch einen selbstreflexiven Arbeitsprozess der Nachwuchsmusiker unterstützt. Denn dieser werden in der Vorbereitung und während der Workshops ihren kreativen Prozess reflektieren und im Zuge dessen junge Talente an ihren kreativen Prozessen teilhaben lassen und ihre Fertigkeiten während Workshops in kleinen Gruppen weiter geben. So kann die ganze Bandbreite einer kompletten Musikausbildung in unserer Region angeboten werden, die auch einen Schwerpunkt auf Popularmusik setzt. Damit wird einen Entwicklung der jugendlichen Talente unterstützt, die sonst erst im jungen Erwachsenenalter intensiv gefördert wird.

Gemeinsam mit allen Beteiligten soll damit das kreative Potenzial unseres erfolgreichen Kulturbetriebs Freiraum e.V. im ländlichen Raum für eine nachhaltige Nachwuchsförderung im Bereich Musik nutzbar gemacht werden. »Der Ausbau der Innovationsinfrastruktur im Hinblick auf nichttechnische Innovationen, […]« (Technopolis Group, 2016) ist somit unser Anspruch und soll dadurch erreicht werden, dass alle Bereiche der »content creation« (vgl. Handke, 2007, 2010) abgedeckt werden und darüber hinaus eine Plattform geschaffen wird, die die Kommunikation nationaler und internationaler Musiker ermöglicht.

Da die »Adaption einer neuen „künstlerisch-kreativen Innovation“ auf der Tagesordnung steht« (Söndermann, 2017) müssen wir neue Strukturen schaffen, die den Herausforderungen und Stimmungen des 21. Jahrhunderts gerecht werden. Die MusikerInnen spielen dabei die Hauptrolle. Sie brauchen eine Infrastruktur, die es ihnen erlaubt, während sie die grenzenlose europäische Mobilität nutzen, sich zurück zu ziehen und konzentriert zu arbeiten. Durch die Verbindung von Veranstaltungsbetrieb, Musikszene und Talentförderung werden im Freiraum e.V. Synergieeffekte erzeugt, die bisher nicht ausreichend genutzt werden.