Chancen des Projekts (Perspektiven)

Durch den Kulturbetrieb der letzten neun Jahre haben wir ein junges und qualifiziertes Team – bestehend aus Kulturschaffenden, Technikern und Organisatoren – gebildet, das die Entwicklungen des zeitgenössischen Musikbetriebs über fast zehn Jahre begleitet hat. Diese Expertise wird bis jetzt für Künstlerförderung und -entwicklung nicht aktiv genutzt. Das ArtRes-Projekt fungiert in Zukunft als Schnittstelle, an der alle Teile des Musikbetriebs von der Talentförderung bis zum Liveauftritt zusammen geführt werden. Die Arbeit des Vereins mit Personen in der nationalen und internationalen Musikszene stellt ein Potenzial dar, das noch nicht umfassend ausgeschöpft ist. Dieses Potenzial wird im Allgemeinen noch nicht ausreichend genutzt, da erst die Verbindung von VeranstalterInnen, MusikerInnen und Talenten erlaubt, eine Entwicklung anzustoßen, die auf ungenutzte Ressourcen zuzugreifen, die dem ganzen Musikbetrieb zugute kommen.

Ein Grund, wieso der Freiraum e.V. bis jetzt noch nicht in diese Richtung aktiv geworden ist, war sicher das gewählte Konzept der Selfenterprise Strategie. Da wir aber erkannt haben, dass die Entwicklung unserer Projekte zeitlich nicht mit den Bedürfnissen ihrer Akteure Schritt halten kann, haben wir uns entschlossen, diese Strategie abzuwandeln. »Typisch für die Kreativbranchen sind kleine Organisationsstrukturen, die sie zu natürlichen Kandidaten für die KMU-Politk machen. Hier gilt es, durch entsprechende Regelungen der öffentlichen Förderung Investitionsengpässe zu vermeiden. Angemessene allgemeine und berufliche Bildung ist ebenfalls eine wichtige Voraussetzung für die Gewährleistung der Kompetenzen, die die Branche für ihr Wachstum benötigt.« (Söndermann, 2018)

Um die Synergieeffekte aus einem laufenden Musikbetrieb und der Förderung von MusikernInnen voll auszuschöpfen, sind wir auf Partner angewiesen, die ebenfalls bereit sind in eine Musikszene zu investieren, die zuerst den beteiligten Personen zugute kommt und ihnen so die Gelegenheit bietet, diesen Weg weiter zu gehen. Da aber »die Kleinteiligkeit der Kultur- und Kreativwirtschaft oftmals die Nutzung des innovativen Potenzials verhindert, weil sie über die aktuellen Programme einer Forschungsfinanzierung nicht vorgesehen ist. Und weil innovative Projekte in der Kultur- und Kreativwirtschaft ihren Schwerpunkt in der Regel nicht auf technologische Neuerungen allein gründen, fallen sie durch das Raster der Innovationsförderung. Die richtet sich generell auf die technische Forschung und Entwicklung aus. Die Besonderheit der Kultur- und Kreativwirtschaft passt bisher nicht in dieses System.« (vgl. Söndermann, 2018)

Der wirtschaftliche Aspekt und damit die finanzielle Absicherung zahlreicher Musiker und Akteure, die den Musikbetrieb aufrechterhalten, ist ihr grundlegender Baustein. Da sie selbständige Akteure sind, bilden ihre Fähigkeiten das Kapital, mit dem sie in einem professionellen Musikbetrieb bestehen müssen.

Vereine übernehmen in Bayern von jeher die Grundausbildung der aktiven MusikerInnen, die im Musikbetrieb oder in der Musikwirtschaft tätig sind. Gerade weil Innovationen in der Kultur- und Kreativwirtschaft nicht nur kommerziell orientiert sind, sondern auch gemeinwohlrelevant oder eben auch eine nicht-kommerzielle Ausrichtung haben, ist es sinnvoll, diese mit den Kulturvereinen zu verbinden. Denn die Kultur- und Kreativwirtschaft bewegt sich schon immer im Spannungsfeld der drei Sektoren „Markt“, “Staat“ und “Zivilgesellschaft“. (vgl. Södermann, 2018) Die Einbindung des Vereinsprinzips in die Musikwirtschaft ermöglicht dabei die effiziente Verbindung von demokratischen Organisationen, privaten Stiftern und öffentlichen Geldgebern. Dieses Konzept eines Quasi-Subsidiaritätsprinzips des Kulturbetriebs sichert nicht nur die Bedürfnisse der Beteiligten ab, sondern legt auch mit seiner regionalen Verankerung die Stoßrichtung der Förderung fest.

Nach dieser Konzeption sind viele Standorte mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten denkbar. Ein solcher Kulturbetrieb ist über die Maßen am Puls der Zeit, fördert kulturelle Mobilität und verhindert kulturelle Landflucht. Eine Musikszene dieser Qualität erfordert mutige Partner, die diese Vision teilen.