Projektbeschreibung (Umsetzung)

Durch die breite Basis des Freiraum e.V. und der fast zehnjährigen Erfahrung im Kulturbetrieb hat sich ein kompetentes Team gebildet, das den Anforderungen der modernen Musikproduktion gewachsen ist. Durch dieses lange Engagement der aktiven Mitglieder hat sich auch ein großes Netzwerk von Künstlern und Kulturschaffenden aufgebaut, das weit über die Landesgrenzen hinaus reicht. Im Zuge dessen hat sich nicht nur die Anzahl der Veranstaltungen erhöht, es ist auch der Qualitätsanspruch an die einzelnen Produktionen gestiegen.

Ein Kulturbetrieb erfordert eine Menge engagierter und qualifizierter Menschen, deren Förderung – auf den unterschiedlichsten Ebenen – ein zentraler Aspekt kulturpolitischer Bestrebungen sein sollte. Wir als Kulturverein wollen im Besonderen dabei helfen die hoch talentierten NachwuchsmusikernInnen als zentrale Akteure des Kulturbetriebs weiterzuentwickeln. Wir möchten ihnen eine Möglichkeit bieten, ihre Professionen adäquat auszuüben. Dabei kann ein Kulturverein als idealer Schnittpunkt fungieren, der unterschiedliche Akteure mit den NachwuchsmusikerInnen zusammen bringt. NachwuchsmusikerInnen brauchen aber in erster Line eine gut ausgebaute Infrastruktur, die ihnen erlaubt, Live-Proben, einen kreativen Schaffensprozess und Musikproduktion ungestört durchzuführen.

Eine passende Unterkunft ist dabei immer einer der wichtigsten Aspekte. Hier treffen sich die MusikerInnen und verbringen auch Zeit neben der Tätigkeit des Musikmachens. Die Vernetzung der MusikerInnen ist dabei ein ebenso wichtiger Vorgang wie es der eigentlich kreative Prozess selbst ist. Daher soll die Förderung der jungen Talente, welche Interesse an Popularmusik haben, umfassende Workshops beinhalten, die sie mit den NachwuchmusikerInnen in Kontakt bringt und sie den technischen und konzeptuellen Anforderung entsprechend schult. Die Fähigkeiten der Musikschüler müssen dabei einen anspruchsvollen Lehrbetrieb angemessen sein, so dass beide Seiten von der Kooperation profitieren. Denn die Nachwuchsmusiker sollen nicht nur durch eine umfassende Infrastruktur gefördert werden, sondern auch durch den »Lehrbetrieb« ihre eigenen kreativen Prozesse überdenken und reflektieren können.

Unterkunft

Der Verein möchte MusikerInnen eine temporäre Unterkunft bieten und professionelle Hilfe zur Verfügung stellen, damit die Künstler die Zeit nutzen können, um konzentriert an ihren aktuellen Projekten zu arbeiten. Im Zuge sich wandelnder gesellschaftlicher Strukturen und damit auch einer sich verändernden Musiklandschaft, erhöht sich die Nachfrage nach Räumlichkeiten, die ganz allgemein das Bedürfnis nach Wohn- bzw. Arbeitsräumen befriedigen können. Auch tritt regelmäßig die Situation auf, dass Bands auf ihrer Tour Pausen von einigen Tagen bis hin zu zwei Wochen haben und dadurch hohe Kosten entstehen. Hier kann eine Ort wo konzentriert und entspannt gearbeitet werden kann, genau die richtige Lösung sein. Im ArtRes-Projekt sind das drei Schlafzimmer, eine Küche und zwei Bäder. Außerdem umfassen die Räumlichkeiten einen Saal mit Bühne und einen großen Proberaum. Diese Räumlichkeiten sollen die perfekte Infrastruktur bieten, um eine qualitativ hochwertige Förderung zu ermöglichen.

Förderung von NachwuchsmusikerInnen

Die Förderung der MusikerInnen soll in erster Linie ihre kreativ-innovativen Prozesse begünstigen. Sie besteht somit zum einen in einer klassischen Artist Residency mit den oben angegeben Arbeitsmöglichkeiten vor Ort. Denn eine gut ausgestattete Unterkunft und adäquate Arbeitsmöglichkeiten sind das Grundgerüst eines jeden Schaffensprozesses. Die förderungswürdigen Nachwuchskünstler sollen sich im Anfangsstadium ihrer Karriere befinden, eine bestimmte Altersvorgabe ist nicht angedacht.

Die freie Raumkonzeption soll es den Nachwuchsmusiker erlauben, ihr optimales Setting aus Proberaum, Studio, Live-Proben und Song- und Textarbeit selbständig und frei zu wählen, um so ihren Bedürfnissen optimal gerecht zu werden. Wir erhoffen uns durch den Wegfall von Einschränkungen, die zumeist aus starren Terminplänen und einem erhöhten Organisationsaufwand bestehen, einen kreativen Schub der MusikerInnen. Generell können alle Arten von Einschränkungen als gesichert Kreativität behindernd wirken (Bullerjahn, 2004), wobei wir uns durch die spontane Nutzung jedes Teilsettings eine optimale Unterstützung des kreativen Prozesses der Nachwuchsmusiker erhoffen. Auch passt dieser Ansatz zur These, dass der Komponiervorgang in weiten Teilen eine bewusste und zielgerichtete Handlung des Problemlösens ist (vgl. Bullerhahn, 2004).

Obwohl kreative musikalische Prozesse selbst für jemanden, der solche durchlebt, nicht selten rätselhafte Vorgänge sind (Insbesondere der produktive Einfall, der sich scheinbar urplötzlich einstellt und auch ›Aha-Erlebnis‹ genannt wird, entzieht sich der verlässlichen Selbstbeobachtung), erhoffen wir uns durch die Vernetzung ganz unterschiedlicher Akteure einen erheblichen Innovationsschub. Gerade das Systemmodell zur Kreativität nach Csikszentmihalyi (Csikszentmihalyi, 1999) legt eine Verbindung von Kulturbetrieb (als Domäne), Verein (als Fels) und der Künstler (als Individuum) nahe und kann in vielfacher Weise nutzbar gemacht werden. Beispielsweise erscheint es als sinnvoll, die Akteure des Reparatur Cafe (im laufenden Betrieb) mit Nachwuchsmusikern in Kontakt zu bringen. Diese Gruppe (Reparatur Cafe) besteht aus hochqualifizierten Elektrotechnikern, Ingenieuren und Informatikern und kann die Nachwuchskünstler in ihrer technischen Ausrüstung beraten und ggf. weiterentwickeln.

Wir wollen mit diesem Ansatz das imaginäre Spiel (Bullerjahn, 2004) der Nachwuchsmusiker fördern, damit sie ihren eigenen Stil begreifen und verfeinern können. Deshalb sind wir davon überzeugt, dass es diese Art der Musikförderung den MusikerInnen erleichtert, die musikalische Entwicklungsphase der Metakognition zu realisieren, in der sie zunehmend ihre musikalischen Erfahrungen reflektieren und ein Bewusstsein für ihre eigenen Werte und Denkweisen erlangen (vgl. Gembris, 1998).

Den Zustand der Reflexion des eigenen Werkes wollen wir darüber hinaus noch mit dem nächsten Punkt, den gemeinsamen Workshops mit den Talenten, provozieren. Wir erhoffen uns, den Nachwuchsmusikern durch die Lehr-Lernsituation ein gesteigertes Bewusstsein für ihre eigenen Kompositionen zu ermöglichen – und dadurch auch einen besseren Zugang zu diesen.

Talentförderung

Um aber eine anspruchsvolle Entwicklung in der Musikbranche zu garantieren, wird ein zentrales Augenmerk der Projektleitung auf der Auswahl der MusikerInnen liegen, die ihre Fertigkeiten mit besonders talentierten und motivierten Jugendlichen aus der Region teilen wollen und ihnen somit als Inspiration und Ansporn dienen.

Um die Auswahl dieser jungen MusikernInnen so effektiv wie möglich zu gestalten, wird die Projektleitung auf ein breites Netzwerk von nationalen und internationalen Akteuren der Künstlerbetreuung und -entwicklung zurückgreifen können. Gleichzeitig sollen Ausschreibungen durchgeführt werden, die sich an alle interessierten MusikerInnen richten. Ebenso werden wir mit (Musik-)Schulen und Vereinen in der Region zusammenarbeiten, um geeignete Talente ausfindig zu machen. Aus bisherigen gemeinsamen Projekten haben sich Verbindungen zwischen dem Freiraum e.V. und unterschiedlichen Schulen und Vereinen ergeben.

Die Workshop-Anordnung in einer Lehr-Lernsituation soll das divergente Denken unterstützen, das als Voraussetzung für kreative Leistungen angesehen wird. Es umfasst neben einer besonderen Sensibilität für Probleme auch einen hohen Ideenfluss, eine große Originalität der Ideen sowie eine Flexibilität des Denkens (vgl. J. Kratus, 1994). Da es aber alterstypische Merkmale in der musikalisch-kreativen Entwicklung von MusikerInnen gibt (vgl. Swanwick/Tillman, 1986), wollen wir mit der Talentförderung bei etwa dreizehn Jahren beginnen, da dieses Alter als der Beginn der Kompositionstätigkeit gilt (vgl. Gembris, 1998)

Um anspruchsvolle Musik präsentieren zu können, ist Nachwuchsarbeit unverzichtbar. Dabei wollen wir die klassische Ausbildung der umliegenden Vereine und Schulen um eine Ausbildung im Bereich der Popularmusik (Rock, Pop, Jazz, Hip Hop) erweitern, sowie eine Ausbildung in Studio- und Livetontechnik anbieten. Somit können wir die musikalische Ausbildung der Region komplettieren.

Ein wesentlicher Teil dieser Talentförderung wird die Entwicklung von Workshops sein, die NachwuchsmusikerInnen und Talente zusammenbringt. Dazu werden wir den Aufenthalt und die Förderung durch das ArtRes-Projekt an die Bedingung knüpfen, dass nationale und internationale MusikerInnen während ihres Aufenthalts in Übersee mehrere Stunden in die Talentförderung investieren. Wir sind davon überzeugt, dass sowohl die Schüler als auch die Lehrenden über die Maßen davon profitieren, ihre Fähigkeiten und Erfahrungen auszutauschen.

Förderung der Studioarbeit

Trotz der immensen Bedeutung der Studioarbeit, wird dieser Aspekt der MusikerInnenförderung zumeist vernachlässigt. Gerade in der Grundausbildung von Vereinen und Schulen, die das Fundament der Musikbildung ist, findet sie so gut wie gar nicht statt.

Das liegt zum einen an den Kosten, die ein konventionelles Studio verursacht, zum anderen am Personal, welches ein solches Studio betreibt: Es ist entweder sehr teuer oder in Schulen und Vereinen schlicht nicht vorhanden. Erst die Arbeit im Studio aber komplettiert die Ausbildung von MusikernInnen und kann ihre Fähigkeiten auf ein entsprechendes Level heben und sie fit machen für den Musikbetrieb.

Auch für Nachwuchsmusiker sind die Studiozeiten begrenzt. Wir hatten bereits auf ihre finanzielle Situation hingewiesen, die es ihnen erschwert, Erfahrungen in Sachen Studioarbeit zu sammeln, die ihre musikalische-technische Entwicklung fördert. Eine Fördermaßnahme, die Fehler im Zeitmanagement nicht bestraft und Raum für kreativ-innovatives Arbeiten lässt, wird von den Nachwuchsmusikern in gesteigerter Produktivität honoriert werden, wodurch die Musikbrache im Gesamten profitiert.

Das Studio ist damit ein wesentlicher Teil des ArtRes-Projekts, denn erst hier treffen sich alle MusikerInnen zum konzentrierten Arbeiten an konkreten Projekten. Und hier können Musikschulen und Vereine ihrem Anspruch an eine hochwertige Ausbildung gerecht werden. Damit wollen wir eine entscheidende Hürde im Musikbetrieb beseitigen, die viele Entwicklungen behindert. Nationale und internationale Nachwuchsmusiker können ebenso wie junge Talente aus der Region ihre Fertigkeiten in der Studioproduktion weiterentwickeln bzw. erlernen. Dies bringt ihnen Sicherheit im Studiobetrieb und kann das nötige Wissen vermittelt, welches ihnen später viel Zeit und damit verbundene Kosten erspart. Ein professionelles Umfeld muss notwendigerweise auf eine professionelle Ausstattung zurückgreifen können, damit Musik in sehr guter Qualität entstehen kann.